Ein Kater namens Sidi Brahim

Keep cool

Mit dem Alter wird das Gedächtnis ja nicht unbedingt besser, wie allgemein bekannt ist. Vergesslichkeit sorgt dafür, dass das Leben entschlackt wird und trotzdem spannend bleibt. Es gibt ja so Leute, die brechen mit einem übervollen Rucksack zu einer Reise auf. Der leert sich dann nach und nach, weil man überall, wo man Halt macht, was vergisst: Hier die Sonnenbrille, dort das Necessaire, da die frischen Unterhosen zum Wechseln, die Nähmaschine, das Merkblatt mit den Öffnungszeiten der Altmetallsammlung, die selbergesammelten Bananenschalen, die Magenta-Druckerpatrone, die man auf dem Weg noch eingekauft hat, das Rosenkohlsoufflee, den Hamster, das Curcuma, die Heckenschere, den rechten Schuh etc. etc. Am Ende verliert man den Rucksack auch noch - und dann endlich ist man wirklich frei! Zu Recht sind der verlorene Hamster und das verlegte Portemonnaie daher bis heute nicht kassenpflichtig – Vergesslichkeit ist ja nicht pathologisch, sondern eher praktisch. Beispiel: Die Bibliothek eines Alzheimerpatienten passt in jede Hosentasche. Nur: in welche?

Scheidungen sind ebenfalls nicht kassenpflichtig, und Rosenkriegsschäden



zahlt keine Versicherung, nicht mal die Mobiliar. Unter den Ehemännern gibt es daher solche, die vergessen halt einfach, dass sie verheiratet sind, was übel rauskommen kann, wenn die Ehefrau etwas weniger vergesslich ist. Oder sie vergessen sogar, wo sie das Kind oder die Ehefrau zuletzt hingelegt haben. Das Kind finden sie in der Regel schnell wieder, wenn es Hunger oder die Windeln voll hat. Bei der Ehefrau kann das manchmal länger dauern. Die taucht zum Beispiel erst dann wieder auf, wenn man Hunger hat, niemand in der Küche steht, und man einen Toast Hawaii aus der Tiefkühltruhe holen will. Letzthin soll sogar eine Familie mit zwei Kindern von einer Kreuzfahrt ohne die Mutter heimgekommen sein. An der Grenze hat man den Vater dann gefragt, wo seine Frau sei. Er soll erst dann gemerkt haben, dass sie fehlt. Jetzt durchsuchen sie die Tiefkühltruhen der MSC Magnifica. Damit uns zuhause solches nicht passiert, schreiben wir im Sibirienindex immer genau auf, wen wir wann in die Tiefkühltruhe getan haben und für wieviele Personen sie reicht. Ordnung ist das halbe Leben. Die andere Hälfte ist für die Katze.

Um unsere künftigen Gäste zu beruhigen: Den Männern und dem Gemüse geht es genauso. Besonders, wenn der Mann nach einem arbeitsreichen Leben pensioniert wird und dann überflüssig zuhause rumhockt wie der Peterli auf dem Wienerschnitzel, kann es

schon passieren, dass die Ehefrau mal aufräumt. Wallholz und Tranchiermesser liegen nach einem erfüllten Leben in der Küche gut in der Hand. Dagegen ist der Mann, der sein Leben lang mit Krawatten und Powerpoint hantiert hat, wehrlos. Ein ausgewachsener gut gemästeter Ehemann von 120 kg reicht hochgerechnet für etwa 4 Jahre, wenn man ihn geschickt mit Kartoffeln und Rosenkohl streckt und mit Peterli garniert. Peterli soll ja gesund sein. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum die Lebenserwartung der Frauen auch etwa 4 Jahre höher liegt als die der Männer. Im Gegensatz zu diesen scheinen sie weniger vergesslich zu sein, eher haushälterisch. Peterli hilft eben auch gegen Vergesslichkeit.

Apropos Rentner: Die MSC Magnifica soll ja in Griechenland geankert haben, dem nekrophil­sten Land Europas. In keinem anderen Land geniessen die Leute Jahrzehnte über ihr Ableben hinaus noch Renten­zahlungen. Ist ja auch logisch bei den Lebenshaltungskosten dortzulande. Oder haben Sie schon einmal in Griechenland eine Gefriertruhe der Energieeffizienzklasse A++ gesehen?
Kaltmamsell

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