Ein Kater namens Sidi Brahim

Ich! bin! das! Volk!

Da ich gerade "Mein Kampf" fertiggelesen hatte und nach neuer inspirierender Lektüre suchte, packte ich mir die soeben erschienene Albisgüetli-Rede von Christoph Blocher1. Darin stand zu lesen, dass Wissenschaftler, vor allem Geistes­wissen­schaftler "pseudo­wissen­schaftliche Diktatoren" seien (S. 20). Ein kurzer Check ergab, dass ich in meiner Familie, meinem Bekanntenkreis und meinem Arbeitsumfeld also nur so von Diktatoren umgeben bin. Ich selber habe ja, wenn auch nur im Nebenfach, damals ebenfalls Diktatur an der Universität Bern studiert. Diktatur scheint, wenn man das also mal pseudo­wissen­schaftlich anschaut, vor allem in demokra­tischen Gesellschaften zu grassieren. Die interessanten pseudo­wissen­schaftlichen Folgefragen wären nun: bildet nun die Demokratie den Nährboden für die Diktatur oder umgekehrt? Wie können so viele Diktatoren friedlich nebeneinander koexistieren? Wollt ihr die totale Wissenschaft? Und was ist überhaupt Wissenschaft? Christoph Mörgeli weiss es ganz genau, er hat schliesslich in seiner Funktion als Diktator des medizin­historischen Instituts jahrelang Dissertationen abgenommen, die lediglich aus Transkriptionen bestanden haben. Transkription ist Wissenschaft, das weiss keiner besser als Mörgeli, der ja selber zeitlebens nur die Parolen seines Namensvetters und grossen Führers transkribiert hat.

Zu einer echten Diktatur gehört ja auch die Aufhebung der Gewaltentrennung. Es kann nicht sein, dass Richter demokratisch gefällte Entscheide in Frage stellen. "Wir müssen uns also nicht nur vor fremden

1ja, er ist wieder da!
Richtern hüten, sondern zunehmend auch vor den eigenen Richtern!" (S. 18) schreibt Dr. jur Christoph Blocher weiter, der ja einen akademischen Grad trägt und also Bescheid wissen muss, wie ein Diktator sein Ziel am besten erreicht. Nur mit der Aufhebung der unabhängigen Recht­sprechung können diktatorische, pardon demokratische Volksentscheide wie zum Beispiel zu einer Durchsetzungs­initiative überhaupt durchgesetzt werden. Es kann ja nicht sein, dass dann jemand eine rechtmässige, weil durch das Volk angenommene Menschen­rechts­verletzung vors Bundes­gericht oder gar vor den euro­päischen Menschenrechts­gerichtshof zieht! Wie soll da eine Diktatur noch blühen können? Sowas ist unhaltbar und erzeugt nur astronomische Verfahrenskosten, die dann wieder das Volk übernehmen soll, aber rein durch fremde Objekte generiert werden! Da ist es wesentlich effizienter, solche Verfahren und den ganzen dafür benötigten Apparat gar nicht erst zuzulassen, sondern die kriminellen Flüchtlinge und die Recht­sprechung einfach auszuschaffen. Den Flüchtlingen nehmen wir aber zuvor noch die Barschaft ab2, um die gar nicht mehr entstehenden Verfahrens­kosten zu decken. Eine schöne Win-Win-Situation! Eigentlich sollte man die Richter auch so behandeln. Dieses Raubgeld kann man gut für Stacheldraht einsetzen.

Nicht nur das Recht, auch der Staat stellt ja ein Problem dar. Er schiebt gegen den Bau von Stacheldrahtgrenzen ja raum­plane­rische, kriegsmaterialtechnische oder gar denkmalpflegerische Bedenken vor. Aber was ist der Staat überhaupt? Der Staat ist eine Horde grauer Männchen, die tagaus tagein Verfassungen, Verfügungen, Verkündungen, Verordnungen,

2eine demokratische Errungenschaft einer von der SVP durchgesetzten Verschärfung des Asylgesetzes
Vernehmlassungen und andere Verunreinigungen schreiben. Sie machen nichts anderes, als die Endung -ung zu verwalten. Die Verwaltung eben. Und wozu? Um das Volk zu ärgern und ihm die Zeit zu stehlen! Nur die Diktatoren, pardon Pseudowissenschaftler der SVP kämpfen im Momo-Habitus heroisch gegen diesen unsinnigen Zeitdiebstahl. Gegen die Verstaatlichung der Vermehrung und Verschwendung von Verlautbarungen. Und wie tun sie das?

Mit der Volksmeinung! Sie hecken Volksinitiativen zur Ausschaffung, Zuwanderung, Durchsetzung, Sauhung, Ziegenbockdung und Selbstbestimmung aus. Wobei das Volk immer seine Meinung dazu äussern soll, was es nicht sein will, und nie was es ist. Ausgrenzung statt Identität, immer zulasten von Minderheiten, das ergibt Mehrheiten. Die Schweiz definiert sich negativ. La Suisse n’existe pas! Das tönt irgendwie nach einer Mischung aus Minder­wertigkeits­komplex und Grössen­wahnung. Hat die Partei ein Problem, dass sie nur aus 3 Buchstaben besteht, statt aus 5, wie das grosse, heute leider nicht mehr zugelassene Vorbild? Jedenfalls ungt diese ach so staatsfeindlich eingestellte Partei noch viel stärker als der Feind selber. Oder geht es darum, aus dem Heer von grauen Männchen ein solches von braun uniformierten zu bilden und dieses nach Belieben herumdirigieren zu können?

Das ist nicht zu befürchten: "Diese Diktatoren tragen keine Uniformen, Stiefel und prunkvolle Orden mehr. Sie kommen in ganz normalen Anzügen und Kravatten daher." (s. 243)
Heilung!

3mit total unwissenschaftlichem Originalschreibfehler in der überfremdeten Kleiderordnung


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