Ein Kater namens Sidi Brahim

Bombenstimmung

Den neuen Allergiker-Staubsauger gab es leider nur in Deutschland - und er war nicht lieferbar in die Schweiz. Wahrscheinlich wegen Schengen oder der Massenein­wanderungsinitiative. Es gibt ja auch immer mehr Allergiker in der Schweiz, die bereits einen saugenden Lebenspartner haben einwandern lassen. Nun ja, wir liessen unseren Staubsauger einfach an einen Freund in Köln liefern, der ihn dann zur abgemachten Zeit in den ICE nach Bern setzte, Wagen 4, Gepäckabteil, gut getarnt als Weihnachtspanettone.

Der Zug war pünktlich. Ich ebenfalls. Enzian auch. Zehn schwerbewaffnete Polizisten der Sondereinheit stürmten Wagen 4 und umzingelten das Gepäckabteil in dem Moment, als ich meinen Panettone an der Schleife gepackt hatte. Im Polizeigriff wurde ich in die Kaserne auf dem Waisenhausplatz geführt. Erst nach einem stundenlangen Verhör wurde ich vorläufig freigelassen. Dies auch nur dank Sprengstoffhund Bimbo, der unterdessen von Enzian in den Hauptbahnhof gebracht wurde und wedelnd erst mein Päckchen aufgerissen und dann dessen Inhalt bestiegen hatte. Der Staubsauger wurde zur näheren Abklärung konfisziert.
Je suis Bimba!

Als ich zwar wieder mit Freiheit, aber ohne Staubsauger über den Waisenhausplatz
lief, war ich erstaunt über das grosse Polizeiaufgebot. 50 Polizisten standen rund um den Oppenheimbrunnen, hinter Sandsäcken geduckt. Der wie Darth Vader gekleidete Kommandant der Truppe holte eine halb mannshohe weisse Blechfigur aus einer Kiste - auch sie sah irgendwie aus wie ein Staubsauger - und drückte ein Knöpfchen. Fiepend und ruckelnd bewegte diese sich darauf zum Restaurant Grissino hinüber, hievte sich auf einen Blechstuhl und orderte ein Bier. Fluchend lief der Kommandant hinterher und drückte auf ein anderes Knöpfchen. R2-D2 schüttete das Bier in sich hinein und ruckelte in Schlangenlinien zum Brunnen hinüber. Dort streckte er sein Ärmchen aus. Ein blauer Blitz, dann kippte der Oppenheimbrunnen ächzend zur Seite, um kurz darauf ganz umzufallen. Das Blechmännchen fiepste herzzerreissend unter dem Stein- und Moosragout hervor. Eine Bierlache rann über den Platz. Ich fragte den Kommandanten, warum man den Oppenheimbrunnen gesprengt habe. Er gab zur Antwort: "Das Objekt war zum Zeitpunkt des Meldungseingangs beschädigt gewesen. Das Erscheinungsbild war nicht mehr das eines Kunstobjekts, es sah so aus, wie auch Sprengstoff aussehen kann."
Je suis Meret!

Der Bundesplatz war ebenfalls weiträumig abgesperrt worden. Helikopter schwirrten über dem Bundeshaus. Der Wirt vom Grissini verriet mir, dass der Nachrichten­dienst einen stacheligen Gegenstand mit
lauter verdächtigen und bereits glimmenden roten dynamitstangenähnlichen Objekten entdeckt habe. Plötzlich ein grosser Knall, dann rieselten Tannennadeln wie Schnee über die ganze Stadt.
Je su s!

Im Bundeshaus selber war gerade Wahltag. Hier hatte die präventive Terrorismus-Abwehr offensichtlich gut funktioniert. Die Sprengkandidaten waren alle bereits im Vorfeld der Bundesratswahlen enttarnt und unschädlich gemacht worden. Entsprechend unexplosiv verlief die Wahl. Den jüngsten der offiziellen Kandidaten schickte man heim zu Papa nach Herrliberg, den dicksten, der sich bei Bedarf auch in einen Neger­bespucker oder Staubsauger verwandeln kann, zurück in die Wüste Gobbi. Nach guter alter Tradition wurde ein reifer Käse in den Bundesrat gewählt, wenn auch zum Bedauern der SVP kein einheimischer.
Je suis Parmesan!

Zwei Monate nach Weihnachten erhielt ich ein Kärtchen. Bimbo und Bimba waren Eltern geworden. Hübscher kleiner Junge.
Je suis Little Boy!

s. auch: Schweizer Entwicklungshilfe in Syrien


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