Ein Kater namens Sidi Brahim

Wahre Werte

Jetzt hat uns die UBS doch so richtig toll im wahren und übertragenen Sinn eine Wertekrise beschert, und wie reagiert sie darauf? Trotz eisigem Gegenwind hält Villiger die Ohren steif: Es gibt auch dieses Jahr Bonuszahlungen für die Banker! Und zwar exakt in der Grössenordnung der Verluste, die diese Banker im selben Jahr produziert haben, nämlich 3-4 Milliarden. Damit setzt die UBS endlich die längst geforderte direkte Abhängigkeit des Lohnes vom Betriebserfolg um. Mit einem kleinen Vorzeichenfehler, aber wir wollen ja nicht so kleinlich sein wie ein Herr C. B. aus H., der sich vom Säuli zum Päuli wandelnd nun sogar die Abzocker-Initiative unterstützt. Wir wollen uns doch lieber auf unsere wahren Werte besinnen: auf das Gold!

Zwar sah es kurz vor Vancouver gar nicht so goldig aus: Die noch nicht wirklich ausgestandene nationale Krise steckte wohl "unseren Schweizern" dermassen in den Knochen, dass diese und andere für den Wintersport nützliche Körperkomponenten gleich reihenweise den Geist aufgaben: Angefangen mit Lara Gut’s Hüftverletzung: Gute Planung beginnt
frühzeitig, daher schon im September letzten Jahres. Tanja Frieden war da schon spontaner: erst am 22. Januar hat sie sich die Achillessehnen gerissen. Das war zwar knapp, aber damit war das olympische Eis gebrochen und es ging Schlag auf Schlag: Zwei Tage später fiel Fränzi auf den Blatten und riss sich das Kreuzband. Und dann war Didier’s Daumen futsch. Nur: Didier ist ein Mann und ein Daumen ist nur ein Daumen, Didier kuschte also nicht so einfach vor dem Schicksal und fuhr trotzdem. Und gewann! Zwar nicht der Didier, sondern der andere, aber immerhin. Alles in allem hat der Schweizer Restsöldnerbestand wacker gekämpft und ganz nett Gold heimgebracht, wurde dann aber doch kurz darauf von der Nationalbank in den Schatten gestellt, die mit dem bereits in der Heimat befindlichen Gold einen satten Gewinn von 10 Milliarden Franken eingefahren hat, und das nicht mit drei Hundertstel Sekunden sondern ganz gemütlich in einem Jahr!

Was will uns dieser Erfolg zeigen? Es geht endlich wieder aufwärts! Auch mit der Wirtschaft. All die entlassenen Vermögensberater und Autobauer haben unterdessen wieder neue Jobs gefunden: Sie versteigern CD’s unter ausländischen Finanzämtern, betreiben einen Schwarzgeldwaschsalon, konstruieren Hedge-Fonds aus Klimazertifikaten, bauen
serienmässig verklemmte Gaspedale in Kleinwagen ein und wieder aus oder gründen ein Geschäft für Leasing von Eisbären der Energieeffizienzklasse A++. Und wenn das alles nichts wird, wird man eben Wirt in einer Nichtraucher-Zigarrenbar (das wär etwas für Herrn Villiger, wenn die Ohren doch noch schlapp machen), Anwalt in Amerika oder schlimmstenfalls Unternehmensberater. Auch damit kann man sich eine goldene Nase oder goldene Ohren verdienen.

Dass das Vergolden vor allem ein spezifisch Schweizerisches Kunsthandwerk ist, zeigt am schönsten der unschweizerischte aller Nachahmer: Ghadhafi scheint immer noch allen Ernstes zu glauben, seine Geisel Göldi irgendwie vergolden zu können. Er hat noch nicht begriffen, dass Gold in dieses Land nur hinein, niemals aber hinaus geht, und damit nur eines erreicht, was bisher kaum denkbar schien: Dass die Schweiz zu Europa gehört. Und Libyen zu Afrika. Und Hannibal ante portas.
Cicerici

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